Wie ich zum Fotografieren kam.
Als meine Schwester 18 wurde, hat Sie sich eine Spiegelreflexkamera gekauft. Zusammen gespart und Mama hat noch was dazu getan.
Die kosteten ein Vermögen und waren Wunderwerke der Mechanik.
Und noch ein richtig dickes Buch dazu: Grundlagen der Fotografie.
Zu der Zeit war ich 14 und von dem Ding einfach nur begeistert.
Hab dieses Buch verinnerlicht und bekam die Kamera auch mal geliehen, um Experimente zu machen wie Doppelbelichtungen und solche Sachen. Leider hat meine Schwester früh geheiratet und mit Ihrem Auszug war auch die Kamera weg. Mit 17 hat man dann andere Hobbys wie Motocross fahren und die Mädels waren ja plötzlich auch interessant. Darüber hab ich das Fotografieren wohl vergessen.
Und nie eine eigene Kamera besessen.
Bis 2009, da suchte ich etwas auf Ebay und unter „das könnte Sie auch interessieren“ erschien die Kamera meiner Schwester. Natürlich nicht dieselbe, die hat Sie immer noch, nur die Gleiche.
Ganz erstaunt, dass so etwas Analoges einfach nichts mehr kostet, stöberte ich ein wenig und aus Spaß gab ich ein Gebot ab.
Am nächsten Morgen hatte ich eine Nachricht von Ebay.
„Herzlichen Glückwunsch, die Kamera gehört Ihnen.“
Jetzt hatte ich zwar eine Kamera, nur kein Objektiv.
Endlich mal eine Antwort auf die Frage, was wünschst du dir zum Geburtstag? Oder zu Weihnachten.
Wunschliste gemacht: Objektive, Stativ, Blitz, Fototasche usw.
Will ja am Nürburgring schnelle Autos knipsen.
Was bekomme ich davon? Nichts! Stattdessen einen 2-tägigen Kurs an der VHS, „Porträt-Fotografie in Schwarz/Weiß“
Na toll, ein Wochenende ruiniert. Ich weiß doch schon alles, was im Buch stand.
War dann doch ganz lustig, wir waren zwei Gruppen und jeder war einmal selbst Model, Beleuchter, Fotograf oder einfach nur Zuschauer.
Mein Model war eine ältere Dame, deren Tochter schwanger war und Sie den Kurs belegt hatte, um schöne Fotos vom erwarteten Enkel zu machen.
Am nächsten Tag beim gemeinsamen Frühstück habe ich Ihr das Foto überreicht, welches ich am Vortag von Ihr gemacht habe. Werde diesen Moment nie vergessen.
Sie schaut auf Ihr Foto, schaut mich an mit einem Glanz in den Augen an, sieht wieder auf Ihr Foto und sagt zu mir „Auf diesem Bild gefalle ich mir zum ersten mal selbst. Du bist mein Fotograf.“
Seit diesem Tag fotografiere ich Frauen. Damit Sie sich selbst gefallen.